„‚Wir tragen Archetypen in uns’, sagt Peter Michael Hasse. Diese zu erkunden und ebenso technische Ansätze der Annäherung, das ist das Anliegen, mit dem Hasse sich und sein Arbeiten immer wieder neu in Frage stellen möchte. Um zu erkunden, wie sich Fotografie und Malerei entwickeln, lässt er beide aufeinander los. Ist Fotografie reines Abbilden? Ist Malerei grenzenlose Freiheit von Abbild und Form? Bei Peter Michael Hasse lösen sich die präzise gewählten Gegensatzpaare auf […]

Doch der Künstler Peter Michael Hasse will sehen, ob da noch etwas geht, Foto und Malerei nebeneinander stellen: ‚Ich will sehen, wie sich die Dinge entwickeln’, sagt er […] Indem er Gegensatzpaare herstellt, muss er erkennen, dass sich diese nicht stören, sondern sogar Kommunikation herstellen […]

In der Fotografie wird scheinbar ein Substrat aus Malerei wirksam. Gilt umgekehrt auch, dass sich in dem gemalten Pendant ein Verweis auf die Abbildfunktion des Fotografierens bemerkbar macht? Genauso ist es.

In seinen Malereien nehmen aleatorische Formen präzise strukturierte Formen an. Bildachsen der links hängenden Fotografie erweitern sich rechts daneben in der Malerei, sodass ein und derselbe Leseakt beide Werke verbindet: ein Dyptichon, bestehend aus dem Zusammenspiel von Foto- und Malkunst […]

Peter Michael Hasse lässt die Sehweise des Betrachters hin- und herspringen und erzeugt eine Art Hybrid-Wahrnehmung. Die malerischen Zeitspuren auf den Relikten der Zechen oder aber die technoiden oder dekonstruktiven Strukturen diverser Bauten verweisen ja selbst innerhalb der Fotografien Peter Michael Hasses schon auf Gestaltungsweisen abstrakter Malerei, des Informel, der Arte Povera. [Sie] lassen Hasses Bildmotive immer auch per se schon assoziationsreich und vom Kunstwahrnehmungs-Konsens vereinnahmt erscheinen. Ob die Gegenüberstellung mit Malerei einen Ausweg aus dieser Bildungsfalle bietet, muss jeder/jede BetrachterIn selbst mit sich ausmachen.“
Lohmann, Marianne: Fotografie und Malerei. [Rede anlässlich der Ausstellung „1+1 – Fotografie und Malerei“, Orangerie Kamp-Lintfort, Mai 2014.]

Anmerkung der Redaktion: Peter Michael Hasse wird hier zwar unter Malerei geführt, beschäftigt sich aber derzeit gleichrangig mit der Fotografie.