Hanne Thilker-Kulgemeyer

Hanne Thilker-Kulgemeyer. Foto: Dr. Axel Kulgemeyer

„Ausgangspunkt der Arbeiten von Hanne Thilker-Kulgemeyer, ob Zeichnung, Objekt oder Skulptur, ist die Linie. Jeweils in unterschiedlicher Dichte und Präsenz beschreibt sie Köpfe und Figuren. Sie bleibt dabei stets ein autarkes lineares Element. Die Linie, die auf sich selbst verweist.

Das Gesicht prägt die Individualität jedes einzelnen. Doch die Künstlerin anonymisiert diese Köpfe mit ihren Linien, legt unzählige lineare Schichten übereinander. Dieses aufgelegte Netz entfernt den Betrachter immer mehr vom eigentlichen Anblick. Gleichzeitig unterstreicht diese Distanz den Gegenstand umso stärker. Das den Augen Verborgene wird sichtbar gemacht. Und gerade die Kargheit der stilistischen Mittel eröffnet neue Sichtweisen.

Durch die Negation von Gesichtsausdruck und Aussehen und die gleichzeitige Betonung der Kopf- oder Körperform, wird der Blick des Betrachters auf die inhaltliche Ebene gelenkt, auf den Raum hinter der sichtbaren Fassade, auf den Geist. Denn wichtiger als die oberflächliche Form, die nur als äußere Fassung dient, ist das, was im Inneren steckt. Die Individualität eines Menschen definiert sich nicht nur über das äußere Erscheinungsbild, sondern ganz entscheidend über sein Denken, Handeln und Tun. Sich diesem aufschlussreichen und zugleich verschlossenen Bereich des Menschen zu nähern, daran arbeitet [die Künstlerin]. Das gedankliche Spiel, verborgene Räume sichtbar zu machen, sich ihnen anzunähern, wird in den Skulpturen wortwörtlich übersetzt.

Die den Zeichnungen zugrundeliegende Linie täuscht Dreidimensionalität vor, die in den raumgreifenden Objekten übersetzt wird. Der Raum hinter der Fassade wird sichtbar und erfahrbar. Die Linie ist nun losgelöst von zweidimensionalen Grenzen, kann sich ausdehnen. So befreit, entpuppt sich ein interessantes Spiel von positivem und negativem Raumgefühl zwischen scheinbarer Oberfläche und verborgenen Qualitäten. Die Transparenz der Skulpturen steht für die Vergeistigung, für die Vereinigung von Mensch, Kunst und Geist.“
Kolossa, Alexandra: [Auszüge einer] Rede anlässlich der Ausstellung „Liniengestalt“, Friedenskirche, Krefeld, 2011.

Kontakt

Hanne Thilker-Kulgemeyer
htk-kunst@gmx.de · http://www.thilker-kulgemeyer.de