Hans Joachim Albrecht
Zu den strukturalen Eigenschaften meiner Skulpturen
Beim plastischen Arbeiten an der menschlichen Form war mir anfangs das historisch belastete Erbe figürlicher Bildhauerei unbekannt, präsent waren Lehmbruck, der empfindsame, maßvolle Idealist, und Barlach, der schroffe Bettlerfreund. Beim Studium in Kassel weitet vor allem die documenta II 1959 den Blick auf die modernen Meister der plastischen Kunst.
Gedankenverbindungen und Deutungen vor künstlerischen Werken sind jedem Betrachter freigestellt. Was hier sachlich mitzuteilen ist, sei ohne Umschweife formuliert.
Früh wird die bilaterale Symmetrie natürlich gewachsener Körper von freien Massenverschiebungen und Teilverbindungen abgelöst. Der Kubismus wirkt nach.
Wesentlich für den Entwurf wird alsbald ein kombinatorisches Verfahren, das aus Verknüpfungen (Relationen) weniger, oft recht ähnlicher Teilformen komplexe Gestalten hervorgehen lässt.
Klar bestimmen rhythmisch gegliederte Körperprofile den skulpturalen Aufbau. Da sie wie Linienelemente vorkommen, haften sie nicht zwangsläufig am greifbaren Material. Virtuell können sie es verlassen und in ihren Kurven Luftpartien anlagern. Innen und Außen werden ambivalent, Körper können ebenso bei sich wie neben sich sein. Folglich fungieren einzelne Abschnitte als doppeldeutige Gliedmaßen, Körperteile tauschen sich aus.
Der Weg führt von der massiven figürlichen Darstellung zum Figur-Zeichen. Definiert von abstrakten Körperprofilen und einfachen Schnittkanten errichten dünne Metallplatten das offene Gerüst der Skulptur, vornehmlich als schiefwinklige Gefügeordnung. Sektoriert und gefaltet können die Bleche jedoch auch zusammenhängende schalenartige Grenzflächen bilden. Doch trotz aller Konturschärfe der Teilformen entstehen nirgends schlüssige Volumenkörper und somit unbekannte, unvorhersehbare Körperbilder. Hans Joachim Albrecht
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