„Zwischen (Über-)Lebensstrategien und ästhetischen Experimenten changiert das künstlerische Schaffen von Gisela Rietta Fritschi. In ihrem magischen Garten ruft sie mit allerlei bearbeiteten Steinen (bevorzugt Vulkanbomben), Fundstücken aus Schwemmholz und Gebilden aus Metall sowie theatralisch inszenierten Miniaturwelten zum einen ein Naturgedächtnis auf, das außerhalb menschlicher Zeitdimensionen sich erstreckt, und zum anderen beschwört sie den Zauber „wilder“, natürlicher Formen, der aus dem Einklang von Pflanzen und Gegenständen aufscheint. Die Künstlerin versteht sich – auch vor dem Hintergrund ihrer Tätigkeit als Kunsttherapeutin – als Zauberin und Heilerin, die den Geheimnissen der verborgenen Seele in allem nachspürt und ihre Erscheinungsweisen zu gestalten sucht. So finden Tiere und Pflanzen auch Eingang in ihre Gemälde, Collagen und Zeichnungen: Vögel kehren häufig wieder, Federn, Blätter der Xanthosoma.

Lichtstimmungen symbolisieren Situationen des Übergangs und wenden sich dem Moment zwischen Sein und Nichtsein zu, der Spannung zwischen Belebtem und Unbelebtem, dem Grat zwischen Leben und Tod. Landschaften werden zu metaphorischen Prozess-Szenarien, in denen Vergänglichkeit verhandelt wird. Zwischen Himmel und Erde, Wolken und Wasser tanzen und fliegen Fritschis Geschöpfe ihre untröstlich schöne Polonaise.

Die Serien von Computergraphiken, die in den vergangenen Jahren neben den bildhauerischen und malerischen Arbeiten entstanden sind, spiegeln ironisch schmunzelnd, bisweilen auch abgründig das Seelenleben der Menschen in ihrem Mit- und Gegeneinander. Lachend mag der Betrachter sich sowohl distanzieren wie auch eigene Schwächen erkennen. Kritisch setzt sich die Künstlerin mit gesellschaftlichen Missständen (Frauenrollen) und aktueller Politik (Migranten) auseinander.
Bernrieder, Irmgard: Im Zaubergarten der Gisela Rietta Fritschi.

Anmerkung der Redaktion: Gisela Rietta Fritschi sieht den Schwerpunkt ihres Schaffens in der Malerei, kreiert aber auch Objekte und Graphiken.